PETER KOGLER
23 MAY – 8 JULY 2006
Peter Kogler ist heute einer der wichtigsten internationalen Medienkünstler. Am Beginn der Karriere des 1959 in Innsbruck geborenen, in Wien ansässigen Künstlers stehen Filme, Aktionen und Performances; 1979 steckt Peter Kogler für seine „Fünfminütige Ausstellung“ in der Wiener Galerie nächst St. Stephan kopfüber in einem Blumentopf. Andere frühe Ausstellungen zeigen mit Kohle bearbeitete Kartonobjekte, Dokumentationen erster Untersuchungen von Fläche, Form und Materie im Raum. Mitte der Achtziger Jahre entdeckt Peter Kogler die gestalterischen Möglichkeiten des Computers, es beginnt eine zukunftweisende Beschäftigung mit präziser Visualisierung von Bilddaten durch Codes und Binarisierung. In dieser Zeit entsteht ein bis heute gültiges ikonographisches Repertoire: stilisierte Ameisen, Weltkugeln und menschliche Hirne, Rohre, auf- und abschwellende lineare Schwungmassen. Diese Elemente entwickelt der Künstler nicht nur zu zweidimensionalen Bildern, sondern auch zu Modulen für die Konstruktion vielschichtiger, begehbarer Raumlabyrinthe. Mittels Verkettung und Aneinanderreihung überziehen diese Module Architekturen und Para-Architekturen, stehen im Mittelpunkt von Computeranimationen, Videoprojektionen und Siebdrucken.
Die im Erdgeschoss meiner Galerie inszenierte Präsentation von 14 grossformatigen Siebdrucken auf Leinwand in der Dimension von 180 x 180 bzw. 160 x 150 cm stellt ein im Oeuvre des Künstlers neues Motiv vor: biomorphe organoide Zellstrukturen, deren weiche Konturen und intensive Farbigkeit der Künstler als neuen Aspekt innerhalb seines Werkes definiert. Diese pulsieren, ziehen sich zusammen, dehnen sich aus, setzen optisch den Raum selbst in Bewegung. Wie immer hat Peter Kogler die neuen Motive am Computer generiert und im Inkjetverfahren auf Leinwand übertragen.
Peter Kogler reflektiert formal die Traditionen konzeptueller Raumkunst (wie zum Beispiel Erkenntnisse von Sol LeWitt, Joseph Kosuth und Daniel Buren). Er legt seine möglichst simplen und zugleich komplexen Zeichen so an, dass sie den Status eines - seines - Labels erhalten. Sie stehen für sich allein oder fügen sich zu tektonischen Strukturen in Anbindungsfähigkeit an verschiedenste Inhalte: Urbanität, Architektur, Medien, Skulptur sowie visuelle Raumerfahrung.
Die Überzeugungskraft der Installationen von Peter Kogler gründet auf ihrer kongenialen Verknüpfung mit dem jeweiligen Raumkörper und in der Erschaffung dynamischer architektonischer Zwischenwelten.
Jüngste Projekte von Peter Kogler im öffentlichen Raum in Österreich sind eine Verkleidung des neuen Parkhauses 3 am Flughafen Schwechat und die Ausgestaltung des VIP-Terminals in unmittelbarer Nähe, beides Bildideen, die der Künstler in der Nachfolge seiner Gestaltung des Grazer Bahnhofs im Rahmen der Geschehnisse in der Kulturhauptstadt 2003 sieht. Dem wiederum gingen für die Historiografie der zeitgenössischen Kunst richtungweisende Interventionen voraus: radikale virtuelle Raumschöpfungen wie auf der Biennale in Venedig 1986, im Rahmen der documenta IX und X in Kassel 1992 und 1997 und der Expo Hannover 2000 erzielten internationales Aufsehen.
Im Oktober 2006 wird Peter Kogler an der Ausstellung „Eye on Europe: Prints, Booklets and Multiples, 1960 to Now“ im Museum of Modern Art, New York, teilnehmen. Im November 2006 eröffnet der Kölnische Kunstverein eine Einzelausstellung von Peter Kogler mit Cameron Jamie und Kurt Kren.