Charlotte Giacobbi
Florian Nährer


6 March – 28 MARCH 2025


Die Galerie Nikolaus Ruzicska präsentiert im Obergeschoss neue Wandobjekte der deutsch-französischen Künst- lerin CHARLOTTE GIACOBBI (1988 Berlin) und Gemälde aus der aktuellen Werkserie Transsubstantiation des ös- terreichischen Künstlers FLORIAN NÄHRER (1976 St. Pölten), die eigens für diese Ausstellung entstanden sind. In gemeinschaftlicher Präsentation zeugen die Arbeiten von einem experimentierfreudigen Interesse an Fragen der malerischen Repräsentation und darstellbaren Wirklichkeit.

CHARLOTTE GIACOBBI setzt sich in ihren Arbeiten mit der konkreten räumlichen Erweiterung malerischer Stra- tegien auseinander. Zentral sind dabei geometrische Formen und Möglichkeiten variierender Perspektiven, die aus einfachen Bildern Objekte machen. Ähnlich kubistischer Scherbenhaufen vervielfältigt GIACOBBI mögliche Betrachterstandpunkte, die sich zudem je nach Lichtsituation wandeln. Aus dem Zusammenspiel wechselnder Durchsichten, isolierter Flächen, schimmernder Farben und zarter Texturen ergeben sich kontinuierlich verän- dernde Kompositionen. Der Keilrahmen definiert für gewöhnlich die Dimensionen eines Bildes und bleibt als Konstruktion des Bildträgers im Verborgenen. In GIACOBBIs Arbeiten hingegen wird er zu einem wesentlichen Gestaltungselement erhoben. Im Blick durch die aufgespannten opaken Stoffe emanzipiert er sich zum wesentli- chen Teil eines wechselhaften Ganzen. Das Changieren zwischen Transparenz und Farbdichte lässt ein Oszillieren von zwei- und dreidimensionalen Eindrücken entstehen. Auch die Farbigkeit und Struktur der dahinterliegenden Wand sowie die Schatten bemalter Flächen auf dieser lassen sich als variable Fortsetzungen der Bildkomposi- tion begreifen. Im konsequenten Bestreben, die Grenzen der traditionellen Bildtafel aufzulösen, versteht sie den Bildraum als veränderliche Einheit. „Meine Arbeit stellt eine komplexe und vielschichtige Realität dar. Da sie Teil eines sich fortbewegenden Prozesses ist, kann sie aus verschiedenen Blickwinkeln und Perspektiven betrachtet werden. Die Erscheinung wird polymorph“, betont GIACOBBI.

CHARLOTTE GIACOBBI studierte Malerei an der École Nationale Supérieure d‘Art de Bourges, an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig und an der Akademie der Bildende Künste in München, wo sie ihr Studium als Meisterschülerin von Pia Fries absolvierte.

FLORIAN NÄHRERs serielle Gemälde entfalten ihre Faszinationskraft durch die bausteinartige Reihung und Verkettung geometrischer Grundformen. Die monochromen geschwungenen Flächen entstehen aus NÄHRERs kontemplativem Malverständnis. Dabei stellt der Künstler in seiner Praxis häufig vielseitige Bezüge zu Religion, Philosophie und Mythologie her. In Anlehnung an den Titel der neuesten Werkserie Transsubstantiation, der sich ästhetischer Diskurse des Mittelalters bedient, spricht NÄHRER von „einer optischen und mentalen Zone des Übergangs – einem ständigen ‚Werden‘ statt eines festen ‚Seins‘“. Die Transsubstantiation bezeichnet einen spi- rituellen Vorgang der Wesenswandlung von Körpern. Durch das kontinuierliche Schichten der scharfen Formen und das Aufeinandertreffen deckender Farben entsteht ein Wechselspiel, das sich gegen die Endgültigkeit einer Formzuschreibung wendet. Die geometrisch abstrakten Komposita werden in der stetigen Fortsetzung als eigen- ständige dynamische Körper modelliert. Durch sich von einander abgrenzenden und zeitgleich fortsetzenden Fragmenten entwickelt sich ein lebhafter Prozess malerischer Metamorphosen. NÄHRER stellt angesichts der formalen Fähigkeit zur Wandlung und Entwicklung Fragen an die Formfindungsprozesse der Malerei. Dabei ver- knüpft er mittelalterliche Diskurse mit als modern geltenden künstlerischen Strategien, wie sie in der Geometri- schen Abstraktion oder dem Konstruktivismus zu finden sind.

FLORIAN NÄHRER studierte Kunstgeschichte, Geschichte und Theologie an der Universität Wien sowie Malerei an der Akademie der bildenden Künste Wien bei Markus Prachensky und Walter Obholzer.


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